Beauftragter der Bundesregierung für Religions- und Weltanschauungsfreiheit

Aus Nigeria zurück Frank Schwabe nahm Rolle der Frauen und Konfliktprävention in Blick

Der Beauftragte für Religions- und Weltanschauungsfreiheit der Bundesregierung Frank Schwabe war vom 22. bis 26. August 2022 in Nigeria. Nigeria zeichnet sich einzigartig dadurch aus, dass es etwa zur Hälfte aus einer muslimischen sowie zur anderen Hälfte aus einer christlichen Bevölkerung besteht. Daraus ergeben sich positive Beispiele für ein gutes Zusammenleben; aber es gibt auch Spannungen.

Frank Schwabe im Gespräch mit Dr. Mohammed Kabir Adam, Hauptimam der Nationalmoschee in Abuja, Nigeria

Frank Schwabe im Gespräch mit Dr. Mohammed Kabir Adam, Hauptimam der Nationalmoschee in Abuja, Nigeria

Frank Schwabe im Gespräch mit Dr. Mohammed Kabir Adam, Hauptimam der Nationalmoschee in Abuja, Nigeria

Schwabe hat sich sowohl in der Hauptstadt Abuja als auch in Jos, im Bundesstaat Plateau, genau über diese Vielschichtigkeit religiöser Dimension informiert. Dazu hat er sich im Speziellen mit Religionsvertreterinnen und Mitarbeiter*innen der Vereinten Nationen und der Nichtregierungsorganisation Marie Stopes International über die Rolle der Frauen im Land, in der Politik und in den religiösen Gemeinschaften ausgetauscht. Ein Augenmerk lag auf der Prävention weiblicher Genitalverstümmelung, Müttergesundheit sowie Familienplanung. Es wurde deutlich, dass Projekte dann besser angenommen werden, wenn man religiöse und spirituelle Akteur*innen in diese Projekte einbinden kann. In Zusammenarbeit mit Marie Stopes setzt die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) ein Vorhaben mit dem Ziel um, den Zugang zu modernen Verhütungsmitteln zu verbessern und insbesondere junge Frauen in Fragen der selbstbestimmten Familienplanung zu beraten. Durch die Einbeziehung von Männern und Schlüsselpersonen, zum Beispiel religiöse und traditionelle Führer, wird ein ganzheitlicher Ansatz der Familienplanung angestrebt.

Darüber hinaus sprach Schwabe in Jos mit lokalen Akteur*innen und Religionsvertretern über den Konflikt zwischen Hirten und Bauern, der oft als religiös motiviert eingeordnet wird. „Gerade hier sieht man ein gutes Beispiel dafür, wie sich Konflikte um Ressourcen religiös aufladen und dann in einer ungewohnten Heftigkeit aufbrechen können“, erklärt Schwabe.

Wichtig sei, dass diese Konflikte auf lokaler Ebene gelöst und dazu auch religiöse Akteur*innen eingebunden werden. Schwabe begrüßt, dass die GIZ Projekte zu Konfliktlösungen in der Region implementiert. Darüber hinaus müsse klar sein, dass durch eine nachhaltige Entwicklung in der Region viele Konflikte abgemildert oder verhindert werden können. „Ich will mich in Zukunft dafür einsetzen, dass die Verknüpfung von Religion und nachhaltiger Entwicklung noch mehr Beachtung in der internationalen Debatte um Entwicklungszusammenarbeit findet.“ Im Rahmen der Übergangshilfe unterstützt die GIZ die Plateau Peace Building Agency dabei, alternative Konfliktbearbeitungsmechanismen zu entwickeln und friedensbildende Maßnahmen umzusetzen. Die Behörde untersteht dem Gouverneur von Plateau State und ist bis April 2024 mandatiert.

Weiteres wichtiges Thema der Reise war die Inhaftierung des Präsidenten der Humanistischen Vereinigung Nigerias, Mubarak Bala. Angehörige und Anwalt sind in Sorge um den humanistischen Aktivisten, der vor wenigen Monaten zu 24 Jahren Haft verurteilt wurde. „Die Freiheit der eigenen Weltanschauung, also auch die Freiheit sich zu keiner Religion bekennen zu müssen, ist verfassungsrechtlich in Nigeria festgeschrieben. Es erscheint mir äußerst unverhältnismäßig, wenn ein Aktivist für einen religionskritischen Beitrag in sozialen Netzwerken zu einer Haftstrafe in dieser Höhe verurteilt wird“, so Schwabe. Er hoffe auf die Möglichkeit Balas, das Urteil in höherer Instanz anzufechten.